Newsletter von Uschi Kirchner & Joe Walter
"Across Africa Tour" Erlebnisbericht in vier Teilen

Teil 3: Tansania

Wir lassen den Malawisee hinter uns. Kurz nach der Tansanischen Grenze wird das Land üppig grün. Auf jedem verfügbaren Fleckchen Erde wird Landwirtschaft betrieben. Beete und kleine Felder wurden mit gleichmässigen Furchen durchzogen. Die Bauern sind bereit zum Pflanzen und warten auf mehr Regenfälle. Vielerorts werden Bananenstauden als Feldabgrenzung gepflanzt. Bananen gibt es in vielen Variationen">

Newsletter von Uschi Kirchner & Joe Walter
"Across Africa Tour" Erlebnisbericht in vier Teilen

Teil 3: Tansania

Wir lassen den Malawisee hinter uns. Kurz nach der Tansanischen Grenze wird das Land üppig grün. Auf jedem verfügbaren Fleckchen Erde wird Landwirtschaft betrieben. Beete und kleine Felder wurden mit gleichmässigen Furchen durchzogen. Die Bauern sind bereit zum Pflanzen und warten auf mehr Regenfälle. Vielerorts werden Bananenstauden als Feldabgrenzung gepflanzt. Bananen gibt es in vielen Variationen, grosse, dicke oder ganz Kleine. Manche sind giftgrün andere sattgelb. Es gibt Bananen die gekocht oder gebraten werden müssen und solche die zum sofortigen Verzehr geeignet sind. Bis übers Dach mit Bananen beladene Lastwagen rollen die Strassen entlang. Bananen werden auf den Köpfen zum Markt getragen und an jeder Strassenecke werden Bananen verzehrt. Ebenso viel wie Bananen gibt es Mangofrüchte. Die Menschen sind fröhlich, arbeitsam und freundlich.

Unser erster Stopp ist in Mbeya, eine lebendige grössere Stadt. Wir übernachten in der Schweizer Missionsstation und erledigen Geldwechsel und erste Einkäufe. Unweit von Mbeya verlassen wir die Hauptstrasse. Wir suchen und fragen uns durch zum Mbozi Meteroriten. (Meine Fotos und detaillierte Informationen über den "Grossen Meteoriten“ finden Sie auf der Internetseite der Sternwarte Singen unter - www.sternwarte-singen.de - Leitseite - Astro Top News – Button: Mbozi).
Auf Nordwestkurs von Tuduma steuern wir den Tanganjika See an. Die Strasse wird zur Dreckpiste und zerstreute Hütten beleben die einsame Strecke. Wir sind abseits der Touristenpfade. Deshalb gibt es auch keine Übernachtungsmöglichkeiten und wir stellen unsere Zelte in einer Kiesgrube auf. Einer von uns schiebt Nachtwache. Glücklicherweise bleiben wir unbehelligt. Der nächste grössere Ort ist Sumbawanga. Auf dem Markt besorgen wir gutes Obst und Gemüse sowie frische Eier. Fleisch trauen wir uns nicht zu kaufen, denn es hängt in offenen Ständen und wird von unzähligen Fliegen umschwirrt. Hühner werden nur lebend angeboten. Die Piste wird noch schlechter und wir kommen nur langsam vorwärts. Wir haben einige Mühe die richtige Abzweigung zum Katavi Nationalpark zu finden. Der Geheimtipp und die Wegbeschreibung stammen von einem von Joes Freunden und ist über zehn Jahre alt. Inzwischen hat sich einiges geändert. Nach Meinungsverschiedenheiten über die Strecke und intensivem Suchen sind wir schlussendlich auf dem richtigen Weg. Wir durchfahren hügelige, einsame, wilde und sehr schöne Landschaft. Kurz vor dem Park wird es flach und waldig und sofort fallen massenhaft Tsetsefliegen über uns her. Da gibt’s nur eines, alle Autofenster schliessen, trotz der Affenhitze. Lieber "braten“ als total zerstochen werden. Wir sichten erste Büffel, Giraffen, Zebras, Impala und einige Elefanten. Dann erreichen wir das Scouts Camp mit der Wasserpumpe. Im Flussbett, in einem feuchten Morasttümpel, liegen hunderte Flusspferde Leib an Leib – ein tragischer Anblick. Um diese Jahreszeit führt der Fluss kein Wasser. Wir füllen unsere Trinkwasserbehälter am Brunnen, entrichten einen stattlichen Obolus für Parkeintritts- und Campinggebühren und dürfen dafür in der Wildnis campieren.

 
Fotos: Flusspferde im Schlamm, Katavi Nationalpark / Tansania

Wir finden den empfohlenen gigantisch grossen, schattenspendenden Feigenbaum am Waldrand, mit freier Aussicht auf den trockenen Flusslauf und auf eine endlos scheinende Savanne. Ein herrliches Plätzchen! Die Dreckpfütze mit den Hippos ist das einzige Trinkwasser für die Wildtiere in der Umgebung und täglich wandern Kolonnen von Tieren aus Wald und Steppe zu diesem Wasser, alle direkt an unserem Camp vorbei. Die Löwen haben die strategisch vorteilhafte Position auch längst begriffen. Sie lagern und lauern im gegenüberliegenden verbuschten Wald. Nach Einbruch der Dunkelheit besuchen Schwärme von Fruchtfledermäusen „unseren“ Feigenbaum. Es werden nicht nur reife, saftige Feigen gefressen, sondern es wird auch fleissig etwas fallen gelassen, und nicht nur Feigen…  Entsprechend verkleckert sehen am folgenden Morgen unsere Zelte aus. Auch zwischen uns gibt es eine Krise, als Resultat von unbequemen langen Fahrten und zu engem Kontakt über zu lange Zeit. Es ist Zeit zum “Reinemachen“.  Es gibt Diskussionen und Aussprachen die jeder individuell anders empfindet. Die Zelte werden gewaschen und 80 Meter weiter unter Akazien wieder aufgestellt. Die Campküche findet Platz unter einem dicht belaubten Busch.

 
Fotos: Unterm Feigenbaum im Katavi NP + nicht alle Krokodile finden Platz in der Uferhöhle

Wir gehen auf Pirschfahrt im Katavi Nationalpark. Zebras, Wasserböcke, Antilopen, Büffel und Elefanten bevölkern die Umgebung. Vollgefressene Löwen liegen hechelnd am Hochufer und beobachten die Szene. Flusspferde stehen unschlüssig am Ufer und finden keinen Platz mehr in den zu kleinen voll besetzten Schlammbecken. Ein totes Flusspferd liegt mitten unter seinen noch lebenden Gefährten. Geier und Marabus sitzen auf dem dick aufgeblähten und von Verwesung stinkenden Körper. Flussabwärts, in Höhlen in der trockenen Uferwand wimmelt es von ausgewachsenen Krokodilen. Jedes feuchte Dreckloch ist besetzt. Diejenigen die keinen Platz finden liegen leidend im Schatten von Bäumen und Büschen. Die Sonne brennt erbarmungslos. Natur und Kreatur verharren - warten auf Regen – warten auf die Erlösung von der sengenden Hitze und der Trockenheit.

 
Fotos: Katavi Nationalpark / Löwen am Zebrariss

Die Mittagszeit verbringen wir im tiefen Schatten unseres „Küchenbusches“. Die Löwen liegen auf der gegenüber liegenden Seite und Tierherden ziehen langsam und vorsichtig sichernd zum Wasser. Weit hinten steigen Rauchwolken auf. Die Steppe brennt schon seit mehreren Tagen und wir machen uns Sorgen um unser Camp. Wir besprechen die Lage für den Notfall. Noch sind die Flammen weit entfernt und der Wind steht günstig. Plötzlich ist Unruhe draussen auf der Steppe. Zebras rennen - die Löwen sind auf Jagd. Wir verfolgen die Hatz mit dem Feldstecher. Im Nu hat das Löwenrudel ein Zebrafohlen und kurz darauf dessen Mutter zu Fall gebracht. Wir steigen in den Land Rover und fahren hinüber. Die Löwinnen haben bereits die Bauchdecke der Beutetiere aufgebrochen. Eine Löwin frisst dominant am Fohlen. Mehrere Weibchen und Junglöwen teilen sich das erwachsene Zebra. Blutverschmierte Katzengesichter blicken uns an. Weitere Löwen liegen abseits und bekommen nichts von der Beute ab. Später fahren wir hinaus auf die Savanne und beobachten Giraffen und Wasserböcke. Das Feldfeuer ist weiter entfernt als zuerst angenommen.

 
Fotos: Katavi Nationalpark / Steppenbrand + Giraffe

Weiter führt unsere Fahrt auf einsamen, unwegsamen Pisten. Am Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf und es beginnt zu Regnen. Die rote Dreckstrasse ist glitschig und grosse Pfützen stehen in den Gräben. Von Zeit zu Zeit deutet ein Schilderwald auf Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz, Unicef, etc. hin und, dass sich Flüchtlingslager in der Nähe befinden. Während der Unruhen in Ruanda und Burundi kamen viele Menschen über die Grenzen und fanden hier eine bescheidene Existenz. Ausser vereinzelten Lastwagen, sind die feudalen Landcruiser der Vereinten Nationen die einzigen Fahrzeuge die uns in dieser Gegend begegnen.

 

Wieder einmal sind keine Touristenunterkünfte vorhanden und wir halten nach einem geeigneten Wildniszeltplatz Ausschau. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit entscheiden wir uns für ein flaches Waldstück auf einem Hügel. Es regnet nicht mehr und die Luft ist feucht und angenehm frisch. Im Miombowald, auf kleinen Wiesenflächen stehen schmale 30 – 40 cm hohe, spitze Termitenhügel, andere haben die Form eines überdimensionalen Pilzes. Der Waldboden ist voller blauer und weisser Blumen, die einer Iris ohne Stängel gleichen. Wir überqueren ein Plateau. In Sandsteinhaufen wachsen Aloen und Euphorbien. Wir sichten einen Klippspringer, eine kleine Antilope die dem felsigen Gelände angepasst ist.

   
Fotos: Wildniscamping im Miombowald + seltsame Termitenhügel

Wir erreichen Kigoma, eine schmuddelige Hafenstadt am Tanganjika See. Nach einigem Suchen finden wir ausserhalb der Stadt eine einfache Hotelunterkunft. Unsere Mitreisenden mieten sich Zimmer. Joe und vor allem ich ziehen es vor im Hotelgarten im Zelt zu schlafen, mit Aussicht auf den See und einer leichten Briese. Für den folgenden Tag mieten wir ein Fischerboot, dass uns früh abholt und in zweieinhalbstündiger Fahrt, am Ufer des Tanganjika Sees entlang, zum Gombe Nationalpark bringt. Jane Goodall setzte sich hier jahrelang für den Schutz von Schimpansen und für die Erhaltung des Regenwaldes ein. Ihre Forschungsergebnisse wurden in Büchern veröffentlicht. Die Parkeintrittsgebühr beträgt stolze USD 100.00 pro Person. Wir mieten einen Führer und brechen auf in den Regenwald um nach Schimpansen zu suchen. Der Urwald ist dunkel. Durch die Schlucht plätschert ein klarer Bach. Der Waldboden gibt weich unter unseren Füssen nach. Die Luft ist heiss und schwül. Schon nach kurzem beschwerlichen Anstieg sind wir schweissüberströmt und atmen heftig. Unser Führer gibt Zeichen ruhig zu verharren. Er lauscht in den Wald und macht uns auf Kolobus Affen in den Baumkronen aufmerksam. Dann geht’s weiter steil bergan. Der Wald lichtet sich und wir blicken auf den Tanganjika See hinunter. Unser Führer lauscht wieder, er hat etwas gehört und treibt uns zur Eile an. Plötzlich schrillt lautes Geschrei durch den Busch. Das sind die Schimpansen, nun wissen wir wo sich die Tiere aufhalten. Über eine Stunde lang beobachten wir eine Gruppe von sechsundzwanzig Schimpansen bei ihren interessanten und manchmal amüsanten Lebensgewohnheiten im Urwald. Ein beeindruckendes Erlebnis.

     
Fotos: Schimpansen im Gombe Nationalpark am Tanganjika See

Es ist bewölkt und die Hitze ist unerträglich. Wir schwimmen im Tanganjika See. Am Nachmittag geniessen wir die Bootfahrt zurück nach Kigoma. Unterwegs stoppen wir und fotografieren das Leben und Treiben in Fischerdörfern am Seeufer. Kaum im Hotel angekommen bricht ein tosendes Gewitter los. Die Campküche bleibt geschlossen. Wir essen im Hotel und betrachten dabei die Blitze über dem See.

 
Fotos: Ein Fischerdorf + Kinder am Strand am Tanganjika See

 
Fotos: Bootbau am Tanganjika See

Die Lebensmittelbeschaffung auf den einheimischen Märkten ist immer etwas abenteuerlich bzw. ungewohnt für uns an Supermärkte gewöhnte Stadtmenschen. Durch enge Gassen gehen wir von Stand zu Stand und wählen Papayas, Mangos, Bananen, Ananas, Avocados, Weisskraut, Paprika, Karotten, Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln aus. Die Preise sind fix jedoch ab und zu bekommt man eine Frucht oder ein paar Tomaten extra. Die Fischstände sind leer – der Fang war mager. Wir sehen uns beim Metzger um. Das Fleisch sieht gut aus, wenn man die Fliegen ignoriert. Wir kaufen ein paar Kilogramm Rindfleisch. Um sicher zu sein, lassen wir den Eintopf am Abend lange im gusseisernen Dreibeintopf schmoren. Das Essen schmeckt köstlich und bekommt allen vorzüglich.

Im Reiseführer wird der Fischmarkt von Ujiji, 20 Kilometer südlich, gelobt. Wir fahren dort hin und finden einen Stand mit winzigen, dafür fürchterlich stinkendem Trockenfisch. Wir rümpfen die Nasen: „Nein Danke“!
Nordöstlich geht unsere Fahrt parallel zur Grenze von Burundi weiter. Auch hier sind die Wegkreuzungen voll mit Schildern von ausländischen Hilfsorganisationen. Wir passieren etliche Flüchtlingslager und durchfahren ein Dorf nach dem anderen.  Unzählige Kinder halten sich am Strassenrand auf. Wo sollen wir hier einen sicheren Übernachtungsplatz finden, fragen wir uns. Wir halten Ausschau.

Vor einer Dorfeinfahrt fällt uns ein umzäuntes, sauberes Grundstück mit Baumaschinen auf. Wir fragen, ob wir unsere Zelte hier aufstellen und übernachten dürfen. Der freundliche Mann, der mit seinem Sohn in einem einfachen Steinhaus wohnt und auf die Baumaschinen aufpasst fühlt sich geehrt, dass wir bei ihm zu Gast sein wollen. Er zeigt uns sogleich den Wasserhahn und die Toilette und verspricht, dass er über Nacht das Tour verschliesst und selber Wache stehen will. Wir sind hier sicher, bestätigt er uns mit Überzeugung. Nachdem die Zelte aufgestellt sind beginnen wir zu Kochen. Joe fragt unseren Gastgeber Vitus, ob wir eine junge Ziege kaufen und schlachten können. Unsere Fleischvorräte sind zu ende. Ja das geht, meint Vitus und läuft sogleich los um eine schlachtreife Ziege ausfindig zu machen und den Kaufpreis auszuhandeln. Inzwischen kocht sein etwa 7-jähriger Sohn im Hinterhof in der Dunkelheit, auf ein paar Bröckchen glimmender Holzkohle Maisbrei in einem Blechtöpfchen. Diese Menschen leben so einfach und  bescheiden, dass wir es uns kaum vorstellen können. Uns wird bewusst wie reich wir mit unseren beiden voll beladenen Land Rovern aussehen müssen. Vitus kehrt mit der Nachricht zurück, dass die Ziege morgen früh um 07h00 geschlachtet wird und nennt den Kaufpreis. Ob das wohl klappt? Wir teilen unser Goulasch mit Gemüse und Kartoffeln mit den beiden und gehen früh schlafen.

In der Morgendämmerung wird ein meckerndes Zicklein in den Hof geführt. Während wir frühstücken und unsere Zelte abbrechen wird hinterm Haus die Ziege geschlachtet, gesäubert und zerteilt. Unser Autokühlschrank wird gefüllt mit frischem, gutem Fleisch für mehrere Tage. Wir bezahlen für Fleisch und Unterkunft und schenken den beiden aus unserem Altkleiderkarton Hosen, ein Hemd und T-Shirts, die für afrikanische Verhältnisse wie neu aussehen und mit freudig strahlenden Gesichtern dankbar angenommen werden. (An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Safariteilnehmern die ihre alten Kleidungsstücke nach der Tour bei uns lassen herzlich bedanken).

Wir setzen unsere zeitraubende Fahrt auf holperiger Piste fort. Gegen Spätnachmittag erreichen wir die Fähre am Victoria See. Es ist schwierig ein System für die Abfertigung zu erkennen. In einem wilden Haufen stehen Tankwagen, LKWs, und Privatfahrzeuge sowie Menschen vor einem verschlossenen Tor, dazwischen ruft und schimpft ein wild gestikulierender Beamter. Wir verstehen kein Wort. Ringsum wird in offenen Verkaufsbuden, Essen, Getränke und Krimskrams angeboten. Die unterschiedlichsten Gerüche liegen in der Luft. Aus verschiedenen Richtungen tönt laute Musik. Wir kämpfen uns durch die Warteschlange aber die Fähre ist schon voll und fährt gerade ab. Es wird Dunkel. Die nächste Fähre geht zirka in eineinhalb Stunden und ist die letzte heute. Wer nicht mitkommt muss vor dem Tor bis morgen warten und im Freien übernachten. Wir planen unsere Strategie und schaffen es für beide Fahrzeuge einen Platz auf der Fähre zu ergattern. Kurz vor Mitternacht erreichen wir den Yachtclub von Mwanza. Durchs verschlossene Tor verhandeln wir mit dem Nachtwächter ob wir auf der Wiese am See campieren dürfen. Wir dürfen, und bauen todmüde und hungrig unsere Zelte auf. Nachts fällt Regen und morgens ist der Himmel grau. Wir ziehen unsere Campküche um, auf eine überdachte Terrasse des Yachtclubs, wir sind ohnehin die einzigen Gäste. Granitkuppen ragen am Seeufer empor – eine hübsche Landschaft! Mwanza ist eine lebhafte Stadt mit viel Verkehr. Wir parken vor der Bank, wechseln Geld und gehen anschliessend auf den Markt. Wir drängen uns durch die Menschenmassen. Berge von Ananas, Bananen und anderem Obst und Gemüse werden angeboten. Sobald wir Interesse für ein Produkt zeigen halten uns zwanzig Händler gleichzeitig das Gewünschte vor die Nase. Alle reden durcheinander. Wir werden bedrängt – müssen fliehen – und einen neuen Anlauf nehmen. Wir kaufen herrlich frische Victoriasee Barsche und grosse saftige Ananas und was wir sonst benötigen. Mit Tüten bepackt kommen wir zum Fahrzeug zurück. Dort ist ein Menschenauflauf und hunderte Gesichter blicken uns an. Während wir auf dem Markt waren hat jemand versucht unsere Schaufel vom Auto zu stehlen. Ein wachsamer Sicherheitsbeamter der Bank ist dem Täter gefolgt und hat ihn gestellt. Die Polizei wurde gerufen, die erst den Dieb brutal verprügelte und ihn dann abführte. Uns ist die Sache unangenehm und wir sind froh zurück im Camp am Victoria See zu sein. Nachträglich bemerken wir, dass einem von uns im Marktgedränge etwas Bargeld aus der Hosentasche geklaut wurde. Dies waren jedoch die einzigen Vorkommen dieser Art während unserer langen Reise.

Am Victoria See entlang erreichen wir den westlichen Parkeingang zur Serengeti, dem weltberühmten Wildschutzgebiet. Die Landschaft ist frisch, grün und wunderschön. Wir begegnen Elefanten, Warzenschweinen mit winzigen Ferkeln, Kudus, Gnus, Zebras und Impalas. Die Jahreszeit ist günstig, wir treffen auf die grosse Gnuwanderung, ein spektakuläres unvergessliches Erlebnis.

 
Fotos: Serengeti

Der uns zugewiesene Campingplatz erweist sich als Reinfall. Hier campen bereits über 40 andere Leute und jeder Meter ist besetzt. Von der Parkbehörde ist niemand da der irgendetwas regeln könnte. Wir suchen uns einen anderen Platz. Hier ist zwar das Wasserbehälter kaputt aber dafür sind wir alleine. Wir haben ja selber genügend Wasser im Fahrzeug dabei. Ein Teilnehmer, der sich am Boot am Tanganjika See kräftig am Schienbein gestossen hatte, klagt über Schmerzen im Bein. Das Schienbein ist dick geschwollen und rot. Er beginnt Antibiotika zu schlucken. Am folgenden Tag unternehmen wir eine ausgedehnte Pirschfahrt in den Norden der Serengeti. Wir beobachten Grant- und Thomsongazellen und das kleinwüchsige Dikdik. Grasende Tsetsebes (Kuhantilopen) scheuchen einen Serval auf. Hunderttausende blökende Weissbartgnus ziehen auf ihrer Wanderung über die Savanne, dazwischen immer wieder Zebras – ein atemberaubender Anblick. Giraffen äsen an hohen Akazien, dahinter erstreckt sich die weite Landschaft mit Bergen am Horizont. Eine weitere Besonderheit sind hier die „Whistling Thorns“ – ein Akazienbaum dem Ameisen an den Zweigen ein Wachstumshormon injizieren. An dieser Stelle wächst ein dicker hohler Knubbel, den die Ameisen bewohnen. Als Eingang dienst ein kleines Loch. Wenn der Wind in dieses Loch bläst, ertönt ein Pfeifen – daher der Name „Whistling Thorn“.

   
Fotos: Serengeti + "Whistling Thorns" + Ngorongoro Krater

Als wir Abends zurück in unser Camp kommen, stellen wir fest, dass die Paviane alles durchwühlt und umgeworfen haben. Wir hatten dies jedoch erwartet und entsprechende Vorkehrungen getroffen und keine Lebensmittel etc. zurück gelassen. Das Bein unseres Mitreisenden schmerzt sehr obwohl er den ganzen Tag über die Zähne zusammengebissen hat. Wir müssen dringen einen Arzt konsultieren. Wir ändern unsere Reispläne und statt als nächstes in den Ngorongoro Krater zu fahren, müssen wir am Krater vorbei und möglichst rasch die nächste Stadt Arusha erreichen. Auf fürchterlicher Wellblechpiste verlassen wir die Serengeti und fahren ins Ngorongoro Wildschutzgebiet ein. Hier sind die Pisten noch schlechter und die Land Rover und wir werden kräftig durchgeschüttelt. Hinter jedem Fahrzeug steigen dicke Staubwolken empor. Auf der steilen Strasse zum Kraterrand treffen wir auf die ersten Maasai in ihren traditionellen roten Gewändern. Minibusse mit Touristen parken vor Maasai Kraals. Die Zivilisation hat uns wieder.

Am Kraterrand werfen wir einen Blick ins Kraterinnere und schauen mit dem Fernglas nach Wildtieren und den Flamingos im Kratersee. Die Strasse führt ein Stück am Kraterrand entlang. Wir sind hier auf über 2000 Meter hoch und es ist kühl und windig. Durch Regenwald führt die schlechte Strasse auf der anderen Seite hinab und geht dann in eine neue Teerstrasse über – welche Wohltat nach der vielen Rüttelei, vor allem für unseren Patienten. Am Ostafrikanischen Grabenbruch breitet sich vor uns in der Ebene der Lake Manyara aus. Der See ist zu 90% trocken und eine mehrere Hundert Meter hohe Staubwolke weht vom Seebecken in die Berge. Wir erreichen die Stadt Arusha und das Hospital. Unser Freund muss das Bein für mehrere Tage ruhig und hoch lagern und jede Menge Antibiotika schlucken. In der Dunkelheit suchen wir nach Unterkunft. Leichter Nieselregen fällt und erschwert die Sicht.  Über eine wenig Vertrauen erweckende Dreckstrasse, in der es von Menschen wimmelt und die von kleinen Verkaufsständen mit Petroleumlampen gesäumt ist, erreichen wir das Tor eines kleinen Hotels. Dann trauen wir unseren Augen nicht. Vom dreckigen Slum fahren wir in einen paradiesischen Garten ein. Wir werden freundlich empfangen, einigen uns über den Preis und beziehen grosszügige, bequeme Zimmer. Erst am Morgen bei Tageslicht offenbart der Hotelgarten mit all seinen exotischen Blumen und Pflanzen seine volle Schönheit. Wir haben mit unserer Hotelwahl einen Glückstreffer gelandet.

Eine Woche lang bleiben wir im Hotel. Nach ein paar Tagen wird noch mal der Arzt konsultiert, der die Antibiotika Menge hinaufsetzt und mehr Ruhe und leichte Massagen mit Eis empfiehlt. Wir können nur warten. Joe hat Zeit einige nötige Reparaturen an den Fahrzeugen vorzunehmen. Wir lesen, schreiben Postkarten an die Freunde zu Hause und relaxen. Wir vier Gesunden unternehmen einen Tagesausflug zum nahen Arusha Nationalpark. Wir verbringen einen ganzen Vormittag im Regenwald am Ngurdoto Krater. Wir bewundern die hohen mit Würgefeigen umwachsenen Bäume, beobachten Kolobusaffen, grosse Nashornvögel und ein Ameisenvolk das seine Brut umsiedelt. Im Krater grasen Büffel, Giraffen, Antilopen und Warzenschweine wühlen im Lehm. Die Ufer der Momelaseen sind rosa von den vielen Flamingos. Die Wolken am über 4000 Meter hohen Mt. Meru lichten sich für einen Augenblick und geben den Blick auf den riesigen Vulkankegel frei. Der Kilimanjaro bleibt leider verhüllt.

       
Fotos: Strasse in Arusha + Ngurdoto Krater im Arusha Nationalpark + Nashornvogel

Das kranke Bein wird besser. Der Doktor gibt grünes Licht für die Weiterreise. Aus Zeitmangel müssen wir den Ngorongoro Krater und die Fahrt zum Natronsee streichen. Wir fahren direkt nach Nairobi/Kenia.

…und wie es weitergeht erfahren Sie in "Across Africa Tour" Teil 4: Kenia, im nächsten Newsletter von Uschi und Joe

. Uschi: info@safarisuk.ch und Joe: jwalter@iafrica.com.na