Allen unseren Ex-Kunden">

Allen unseren Ex-Kunden, Freunden, Bekannten, Familie und Verwandten wünschen wir eine beschauliche Adventszeit, fröhliche Weihnachtstage und möge das Neue Jahr euch viel Gutes bringen.
Uschi Kirchner & Joe WALTER und das Exclusiv Safaris Team

Newsletter Dezember 2005 (Fotos: Uschi Kirchner)
Unser nachträglicher Bericht von einer Reise in NAMIBIAs Süden im September 2005

*Fossilien mit einem Alter von 550 Millionen Jahren, *Gariep (Oranje), der grosse Fluss an Namibias südlicher Grenze, *Sukkulenten – Wasserspeichernde Pflanzen im Winterregengebiet, *Zu den Anfängen der menschlichen Kunst in Afrika

Uralte Fossilien in wilder Berglandschaft
Selbst Tour Guides brauchen einmal Ferien. Joe und ich reisen alleine. Seit Monaten freuen wir uns auf diese Tour. Gute Freunde haben uns eingeladen und so verbringen wir die ersten drei Tage auf der Farm von Rob und Marianne. Steile Canyons durchziehen das wilde, bergige Gelände in dessen Mitte eingebettet die Zebra River Lodge liegt, deren angenehmes Ambiente stark von der Herzlichkeit der Gastgeber geprägt ist.  www.zebrariver.com  Joe führte mich vor Jahren, auf unserer ersten gemeinsamen Reise hierher und seitdem übt diese Gegend, inmitten der zerklüfteten Zarisberge, eine besondere Anziehungskraft auf uns aus. Vom Moment unserer Ankunft ist der Alltag vergessen. Rob klopft uns auf die Schulter und sagt: "Kommt mit, ich gehe mit Gästen zu eine Sundowner Fahrt in die Berge". Wir folgen in unserem Fahrzeug Robs Landrover über die steinige, äusserst unwegsame Piste tiefer in die Berge hinein. Unterwegs stoppen wir und Rob erklärt seinen Gästen uralte Fossilien die vor ein paar Jahren von Geologen entdeckt wurden. Die Einzeller, Namacalathus hermanastes, sind 550 Millionen Jahre alt und mit etwas Übung gut in den Steinbrocken erkennbar. Herrliche Ausblicke eröffnen sich uns. Am Gegenhang entdecken wir Bergzebras, die wir lange mit dem Feldstecher beobachten. Auf einem schroffen Buckel, stellen wir die Landrover ab und packen Tisch und Stühle aus. Wir geniessen die Abendstimmung, herrliche Ausblicke, einige Gläser Rotwein und gute Unterhaltung. Die Lodgegäste kommen aus Deutschland und befinden sich, genau wie wir, auf Hochzeitsreise. Auf Anhieb verstehen wir uns prächtig mit den jungen Leuten und verabreden eine gemeinsame Ausfahrt am folgenden Tag. Mit köstlichen Gerichten werden wir am Abend in der Lodge kulinarisch verwöhnt. Die Zimmer sind individuell und geschmackvoll eingerichtet. Natursteinwände betonen die rustikale Note.

 
Fotos: In den Zarisbergen

Ein Bett in der Wildnis
In der morgendlichen Kühle ersteigen wir einen Berg. Die körperliche Betätigung ist erquickend, lohnend die Aussicht und interessant die Pflanzenwelt. Während wir frühstücken, kommen auch Alex und Andrea von einer Morgenwanderung zurück. Gemeinsam unternehmen wir eine Fahrt am Zebra Revier entlang und als die Fahrspur endet laufen wir zu Fuss weiter im trockenen Flusslauf entlang. Wir beobachten ein paar Kudus und verschiedene Vögel und rasten im Schatten eines Felsüberhanges. Am Nachmittag erkunden wir die entgegengesetzte Richtung und beenden den Tag mit einem Sundowner an einer schönen Stelle. Joe bringt Andrea und Alex zur Lodge. Ich bleibe zurück und richte einen Schlafplatz für uns ein, denn Joe und ich übernachten heute in der Wildnis. Hell leuchten Venus und Jupiter am Nachthimmel und der aufgehende Dreiviertelmond erhellt die umliegenden steilen Felswände. Wir schlafen im Freien unterm Sternenhimmel. Am Morgen wandern wir tief in den Canyon und erreichen zur Mittagszeit, während der grössten Hitze, eine von hohen Bäumen umringte Quelle. Im Schatten sitzend beobachten wir Vögel die zum Trinken kommen, entdecken dicke Frösche in den grün bewachsenen Tümpeln und lauschen dem gleichmässigen murmeln des Wassers. Hier herrscht Frieden.
Zurück in der Lodge, verabschieden wir Andrea und Alex. Ihre Freunde in Deutschland haben für sie als Hochzeitsgeschenk einen Rundflug im Kleinflugzeug organisiert. Rob wird den beiden die Wüste und die Skelettküste aus der Vogelperspektive zeigen. Danach setzen die zwei ihre Reise in Swakopmund fort.

Im Einklang mit der Natur

Am Nachmittag fahren Joe und ich weit hinauf in die Zarisberge, zu einer Stelle die wir besonders lieben. Einige Bergzebras galoppieren eine steile Schlucht hinab. Ein wenig weiter stehen sieben Bergzebras hoch oben auf einem Bergkamm und beobachten wie der Landrover gemächlich die schrägen Hänge empor klettert und langsam steile Bergkuppen umfährt. Erst als wir nahe unterm Bergsattel ankommen, ergreifen sie plötzlich die Flucht. Der Blick von hier oben reicht weit. Die Aussicht ist grandios. Wir finden ein schönes Plätzchen und sitzen mutterseelenallein und lassen den Wind warm um unsere Körper streichen. Die Blicke gleiten über die Landschaft und der Geist ruht. Der Tag neigt sich. Der Schein der untergehenden Sonne taucht die Bergspitzen in rotgoldene Töne. Täler versinken in tiefen Schatten. Unendlicher Friede liegt über der Umgebung und erst als es dunkel ist, können wir uns von dem Zauber lösen. Man möchte die Zeit anhalten um solch unglaubliche Augenblicke festzuhalten. Während wir eine Kleinigkeit essen, geht der Mond auf und taucht die Bergwelt in ein neues, anderes Licht.
Beim ersten Morgenschimmer unternehmen wir eine Wanderung über Bergrücken und auf schroffe Gipfel. Ausgetretene Zebrapfade weisen uns den Weg zum bequemsten Aufstieg zwischen Geröll und Felsen. Grosse Buschmannkerzen,
Sarcocaulon marlothii, und Balsambüsche, Commiphora, wachsen häufig im steinigen Gelände. Plötzlich stehen zwei Klippspringer vor uns und sind genauso Überrascht wie wir. Sie gucken uns lange mit ihren grossen Augen an bevor sie schließlich flüchten. Zurück beim Fahrzeug, bereiten wir ein kräftiges Frühstück welches in dieser herrlichen Umgebung besonders köstlich schmeckt.

Unvorhergesehener Aufenthalt

Wir verlassen die Farm und fahren auf Naturstrassen durch weites, meist flaches Farmgelände. Überall am Strassenrand blühen gelb die Akazien und verströmen einen süsslichen Duft. In Maltahöhe tanken wir Diesel und überprüfen ein beunruhigendes Geräusch im Motorraum. Schnell steht fest, dass die Wasserpumpe ihren Geist aufgibt. Natürlich ist Sonntag und bei der einzigen Werkstatt vor Ort bekommen wir die Auskunft, dass es bis zu eine Woche dauern kann bis eine neue Wasserpumpe aus Windhoek ankommt. Das sind ja tolle Aussichten! Wir quartieren uns in einem nahe gelegenen Campingplatz ein. Dann überlegen wir uns wie wir die Sache selber in die Hand nehmen können. Wir führen einige Telefonate. Die Sache klappt. Morgen früh um 06h00 soll die Wasserpumpe in Maltahöhe ankommen.
Während Joe frühmorgens in der Werkstatt ist, breche ich unser Zelt ab und packe. Gegen 11h00 ist die neue Wasserpumpe installiert und wir fahren weiter Richtung Süden.

Geier am Schwarzrand

Am Schwarzrand, einem in Nordsüd Richtung verlaufenden Höhenzug, kennt Joe interessante Felsmalereien. Wir fragen beim Farmer ob wir die Felszeichnungen, die sich auf seiner Farm befinden, ansehen können und ob wir auch gleich dort übernachten dürfen. Wir erhalten die Erlaubnis und die Schlüssel für das Farmtor. Es ist sehr heiss. In einem kleinen Bachbett erblicken wir eine Akazie, die herrlich blüht und etwas Schatten bietet. Der Platz ist ideal zum campieren. Am Spätnachmittag machen wir uns zu Fuss an den Aufstieg zum Schwarzrand. An vielen Stellen treffen wir auf buntscheckiges Konglomerat. Unter einem Felsüberhang sitzen wir erstmal im Schatten, beobachten Schwalben und schauen in die Ferne. Dann widmen wir uns den Felszeichnungen. Mehrere gut erhaltene Elefanten, mit weissen Stosszähnen sind zu sehen sowie eine Gruppe Geier, die ein Elefantenskelett umkreisen, eine wohl einzigartige Malerei in Namibia.  Wegen der Hitze steigen wir erst nach Sonnenuntergang ab zu unserem Wildniscamp.

 
Fotos: Felsmalerei am Schwarzrand + Webervogelnest im blühenden Akaziengeäst

Der Brukkaros Krater

Über einsame Naturstrassen fahren wir weiter zum Brukkaros Krater, dessen Kegel schon von weiten sichtbar ist. Das letzte Stück Piste ist kaum zu finden und öfters müssen wir aussteigen um zu Fuss die schwache Fahrspur im Gelände zu suchen. Dann stossen wir auf die Hauptstrasse, die von Süden hinauf zum Kraterrand führt. Besonders steile Stücke wurden hier einmal schlecht betoniert und bröckeln bereits wieder auseinander. Der in Touristenbroschüren angepriesene Campingplatz der örtlichen Nama Gemeinde ist verlassen und sieht verwahrlost aus. Abfall liegt herum und der Wassertank ist leer. Dies war einmal ein gut gemeintes Projekt um für die einheimische Bevölkerung Arbeitsplätze zu schaffen und ihnen Zugang zu eigenen Einnahmen aus dem Tourismus zu ermöglichen. Was ist daraus geworden? Warum ist niemand hier und betreibt den Campingplatz, der eine gute Lage und Struktur aufweist? Die Landschaft ist herrlich und einsam und so machen Joe und ich uns auf den felsigen aber gut ausgetretenen Weg in den Krater hinein. Obwohl der Weg am Nachmittag im Schatten liegt, strahlen die Felsen noch kräftig Wärme aus. Lange sitzen wir auf einer Felsnase und betrachten die herrliche Umgebung. Wir entdecken das riesige, wohl uralte Nest des Felsenadlers in einer steilen Wand. (Felsenadler = Schwarzadler) Eine Klippspringer Familie hüpft von Felsblock zu Felsblock. Starker Wind kommt auf. Trotzdem entschliessen wir uns am einsamen Kraterrand zu campieren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit gleitet ein Schwarzadlerpärchen durch die Luft, direkt an uns vorbei in den Krater. Es ist gut zu wissen, dass es für diese seltene Adlerart noch geschützte Brutstätten gibt.


Fotos: Der Brukkaros Krater + bei den Nama Schanzen + Felsmalerei: Gelber Elefant und Dämonengestalten

Eine historische Verteidigungsstätte in den Karasbergen

Wir nützen die Infrastruktur der Stadt Keetmanshoop um mittags im Restaurant ein grosses Steak zu verspeisen sowie Wasser und Lebensmittelvorräte zu ergänzen. In Südöstlicher Richtung fahren wir in die Karasberge. Die Region ist einsam, mit weitläufigem Farmland, auf dem meist Schafe gehalten werden. Lamm- und Hammelfleisch ist besonders schmackhaft in dieser Gegend. Oft braten wir abends einige Stücke am Grill. Joe kennt dieses Gebiet von früheren Reisen und möchte mir einige Sehenswürdigkeiten zeigen, die jedoch alle auf privatem Farmland liegen. Wir holen vom Farmer die Erlaubnis dafür ein. Am Nachmittag erklimmen wir einen Hügel auf dem alte Schanzen gut erhalten, und mehrerer Hundert Meter lang, zu besichtigen sind. Hier ein knapper Einblick in die Geschichte der Schanzen: "Das Namavolk der Afrikaner lebte um 1790 am Südufer des Oranjefusses. Dort ermordeten sie einen weissen Farmer, der sie sehr ausgebeutet hatte. Daraufhin wurde vom Kap der Guten Hoffnung eine Strafexpedition ausgeschickt um die Mörder zu fassen. Dies veranlasste das Namavolk der Afrikaner über den Oranje zu flüchten und sich in den unübersichtlichen Karasbergen niederzulassen. Zur Verteidigung gegen die Strafexpedition wurden dickwandige Schanzen errichtet. Die Strafexpedition erreichte jedoch niemals diese Schanzen. In späteren Zeiten, nach 1900, wurden die Schanzen auch von dem Widerstandskämpfer Morenga benutzt". Wir sind beeindruckt von den Schanzen. Es ist uns ein Rätsel, wie dieses kleinwüchsige Volk damals ohne technische Hilfsmittel so riesengrosse Steinblöcke bewegen und aufeinander schichten konnte.  Von den Schanzen führt ein Weg durch einen Felsabbruch hinab zu einer Wasserstelle. Heute brüten hier Schreiseeadler. Nilgänse, Taucher und andere Wasservögel tummeln sich auf dem kleinen See und im angrenzenden Riedgras. Auf einer anderen Farm besichtigen wir besondere Felszeichnungen. Kunstvoll, in einer Felsnische wurde in gelber Farbe ein grosser Elefant dargestellt. Die Malereien eines Schiffes und von Dämonengestalten sind sehr ungewöhnlich und in dieser Form nirgends anders in Afrika zu finden.

Verbotene Wüste

Karasburg ist ein unattraktives Städtchen. Wir tanken, kaufen etwas zum Lunch und fahren sofort weiter. Am Driehoek Damm, machen wir Pause. Im Schatten eines stattlichen Ebenholzbaumes, Euclea pseudebenus, verweilen wir während der schlimmsten Mittagshitze. Am Nachmittag verlassen wir die ausgeschilderten Naturstrassen und fahren auf einer Piste in abseits gelegene Gebiete. Weite silbern schimmernde Wüstenflächen umrahmt von grandioser Berglandschaft beherrscht die Szenerie. Es ist unmöglich diese unendlich weite Landschaft mit der Kamera auf ein Bild zu bannen. Zu Fuss erkunden wir einige Hügel und mit Binsen bewachsene, salzhaltige Quellen. Wir finden Zebraspuren und winzige Sukkulenten. Plötzlich kommt ein Fahrzeug mit drei Männern auf uns zu. Höflich aber bestimmt werden wir in Afrikaans gefragt, was wir hier zu suchen haben. Die Debatte ergibt, dass dieses Gebiet kürzlich von Amerikanern käuflich erworben wurde und dass hier in naher Zukunft eine Wüstenforschungsstation entstehen soll. Somit wäre das Betreten verboten. Eine Strafe zu bezahlen, lehnen wir vehement ab, da weder ein Zaun noch Schilder auf ein Verbot hinweisen. Wir erkundigen uns genau wie weit das Gebiet der zukünftigen Forschungsstation reicht und verabschieden uns. Ob das wohl stimmt, was die uns erzählt haben oder ob dies nur ein Trick ist um das Gehalt aufzubessern? Wir wissen es nicht. Jedenfalls sehr schade, denn eine dünne Fahrspur die mitten durchs "verbotene" Gelände geradewegs in die Berge führt, hatte unser Interesse geweckt. Wir wollen jedoch nichts riskieren und Ärger vermeiden.

Streng geschützte Gewächse

Am Rande des uns ausgewiesenen Gebietes entdecken wir eine Schlucht, die in die Berge hinein führt und genau darauf fahren wir zu. Auf steinigem Boden kommen wir nur langsam vorwärts, was aber nichts ausmacht. Wir haben ja viel Zeit und keinen festen Reiseplan einzuhalten. Am Berghang tritt eine winzige Quelle aus, die von Zebraspuren umgeben ist. Wir finden ein windgeschütztes Plätzchen für unser Camp und machen es uns gemütlich. Bei einem kühlen Bier lassen wir das Auge über die attraktive Landschaft schweifen. Mit dem Fernglas entdecken wir hoch oben auf einem Berg drei gerade Stangen, die wir später als seltene Pachypodium Pflanzen identifizieren. Zu diesen Pflanzen kraxeln wir am folgenden Morgen hinauf. Das Gestein ist locker und das Gelände sehr steil. Wir müssen jeden Tritt doppelt sichern. Besonders ich, mit meiner törichten Höhenangst, komme nur mühsam vorwärts. Joe muss sich öfters in Geduld üben, was er auch tut. Auf halber Höhe stossen wir auf attraktive, knallrote Aloen mit gelben Blütenrispen, die wir als Aloe gariepensis bestimmen. Die Aloe steht unter Naturschutz. Endlich kommen wir oben bei den Pachypodium namaquanum an. Besonders Joe ist ganz aus dem Häuschen, weil er diese, nur im Süden des Landes vorkommende besondere Art dieser Gattung, die im übrigen streng geschützt ist und auf der roten Liste steht, noch nie in freier Natur gesehen hat. Ein Exemplar blüht sogar dunkelrot und wir können unser Glück kaum fassen. Natürlich wird unser Fund auf Fotos abgelichtet.


Fotos: Pachypodium namaquanum + Aloe gariepensis

Temperatursturz

Nach einem ausgiebigen Frühstück erkunden wir weiter die Bergschlucht. Dann entschliessen wir uns die gegenüberliegenden Seite des Tals, ein altes Gletschertal, zu erkunden. Wir hatten mit dem Fernglas einige interessante Stellen entdeckt, die wir uns gerne näher ansehen möchten. Wir fahren hinab ins Revier. Dann geht’s auf glatten, stark mit Sand verwehten Berghängen lange nach oben. Oft stoppen wir um besonderes Gestein oder Pflanzen zu betrachten. Dabei entdecken wir eine lustige Hüpfspinne. Der Name ist frei erfunden, da wir die Spezies nicht identifizieren können. Sie weckte unsere Begeisterung jedoch mit, für ihre zierliche Erscheinung, ausserordentlichen Luftsprüngen. Wir erkunden das Gestein eines "roten Berges", einige Gewächse und Stauden sowie die Ruine eines Farmhauses, einschließlich den Wrackteilen eines antiquarischen "Farmmobils". Starker Südwind ist aufgekommen und wir haben grosse Schwierigkeiten ein windstilles Fleckchen für unser Zelt zu finden. In sämtlichen Einschnitten und hinter jeder Ecke pfeift der Wind. Wir verkrümeln uns so gut wie möglich hinter einem breiten Stinkbusch, Boscia foetida, der jedoch nur während der Blütezeit unangenehm duftet. Nur unmittelbar hinter dem Busch ist es windgeschützt. Trotzdem müssen wir das Zelt mit Heringen, Schnüren und schweren Steinen sichern, damit es uns nicht samt Inhalt davon weht. Wir kochen kein grosses Menü und das ungemütliche Wetter treibt uns frühzeitig ins Zelt, wo wir eine vorwiegend schlaflose Nacht verbringen.
Frühmorgens schlüpfen wir in unsere Trainingshosen, Fliesjacken und Westen und wärmen uns mit einer Tasse heissen Tee und Kaffee. Der Himmel ist dicht verhangen, jedoch ist die gegenüber liegende Bergkette wie durch ein breites Fenster klar zu sehen. An verschiedenen Stellen gehen Regenschauer nieder.


Fotos: Eine winzige "Hüpfspinne" + Bergkette unter einer Regenwolkendecke

Gariep der "Grosse Fluss" (Oranje)

Wir fahren zur Talsenke hinunter und folgen dem Revierlauf durch eine schmale felsige Schlucht bis zum Oranje, einer der wenigen Flüsse in Namibia, der permanent Wasser führt und der auch das Meer erreicht. Die Nama nannten den Fluss Gariep, was Grosser Fluss bedeutet. Die Wasser entspringen in Lesotho im mächtigen Massiv der Drackensberge. Der Gariep fliesst weit durch Südafrika und bildet die südliche Grenze von Namibia. Früher war er ein wirklich grosser, beeindruckender und manchmal auch wilder und Furcht einflössender Fluss. Heute wird der Flusslauf auf seinem langen Weg so oft gestaut, dass nur noch wenig Wasser den Ozean erreicht. Wer weiss wie lange er überhaupt noch ganzjährig Wasser führt. Es ist herrlich so viel grüne Ufervegetation zu erblicken. Die Wolken haben sich verzogen. Der Himmel ist wieder blau und die Sonne brennt. Das plätschern von fliessendem Wasser klingt fremd und entzückend in unseren Ohren. Reiher sitzen auf massigen Steinblöcken und Nilgänse watscheln am Ufer entlang. Der Oranje Fluss windet sich durch prächtige Berglandschaft dem Atlantik zu. Das Flussufer ist nicht überall zugänglich und so sind wir glücklich darüber, als wir ein idyllisches Plätzchen entdecken. Die Zufahrt ist schwierig und steil und bis wir uns versehen steckt unser Landrover im tiefen Sand fest. Sch… öne Überraschung! Nun heisst es erstmal Reifendruck ablassen, viel Sand wegbuddeln, den Wagenheber ansetzten, hochbocken, Treibholz unter die Reifen packen und nachdem dies bei allen vier Rädern geschafft ist, langsam aus der Sandrinne raus fahren bis wieder festerer Boden unter den Reifen ist. Nach so viel Schweiss treibender Arbeit haben wir ein erfrischendes Bad im Oranje verdient, bevor wir uns auf einer mit grünem Gras bewachsenen Landzunge ein bequemes Lager einrichten und den Tag ausklingen lassen. Einen unaufhörlich plätschernder Fluss zu erleben, gehört in Namibia zu den exotischen Erlebnissen. Deshalb kosten wir die Morgenstimmung voll aus, frühstücken lange und fahren erst gegen Mittag weiter.


Fotos: Am Gariep (Oranje) Fluss + Sukkulenten

Sukkulenten im Winterregengebiet

Der Oranjefluss liegt klimatisch im Einflussbereich des Winterregengebietes, dass heisst, wie schon der Name andeutet, hier regnet es hauptsächlich im Winter. Wogegen es bei uns im nördlicher gelegenen Windhoek nur im Sommer regnet. Winter ist in Namibia während der Monate Mai, Juni, Juli und August. Jetzt im September, also nach der Regenzeit, blüht die sonst spärlich bewachsene Wüste des Südens an einigen Stellen üppig. Wir treffen auf wahre Blumenfelder, wovon viele Sukkulenten sind, dass heisst, die Pflanzen sind den Wüstenverhältnissen angepasst indem sie Feuchtigkeit speichern, entweder in den Blättern oder im Stängel um die Trockenperioden überleben zu können. Durch wilde Bergschluchten verlassen wir den Oranje Fluss und erreichen Rosh Pinar. Der Ort ist hauptsächlich Mine und Versorgungsstation und Wohnort für die Arbeiter und Angestellten der neuen riesigen Skorpion Mine. Wir tanken, lassen zwei Reifen flicken, essen Lunch und verschwinden schnell wieder.

Apollo 11 Grotte in den Hunsbergen

Unser nächstes Ziel sind die Hunsberge – ein touristisch unbekanntes, sehr einsames und unerschlossenes Gebiet, jedoch landschaftlich wunderschön. Wieder müssen wir uns bei einem Farmer die Erlaubnis holen, um auf seinem Farmgebiet wandern und campieren zu dürfen. Auf Dolomitfelsplatten finden wir alte Gravuren, darunter Kreise, Ringe und unidentifizierbare Zeichen. Die Schluchten sehen wild und zerklüftet aus und eine Vielzahl bizarr aussehende Köcherbäume zieren die Landschaft. Die Berghänge sind mit Euphorbia und kleinen Aloen bewachsen. Im Schutz einer Buschgruppe, richten wir unser Camp für mehrere Tage ein. Es weht ein eiskalter stürmischer Wind und Wolken ziehen von Süden auf. Joe sagt, es würde ihn nicht wundern, wenn es während der Nacht schneit. Ich gucke ihn zweifelnd an "Schnee in Namibia?", Jedoch die Südafrikanischen Schneefallgebiete liegen Luftlinie nicht allzu weit entfernt. Ein dampfender Teller Suppe wärmt uns innerlich. Früh am Morgen ist es klirrend kalt. Das sind die Namibischen Eisheiligen, klärt Joe mich auf. Wir unternehmen eine Wanderung in den Canyon mit herrlichen Felsformationen. Joe zeigt mir Felszeichnungen. Oft sind ausser Tieren ganze Reihen mit roten Handabdrücken abgebildet. Die Felsplatten bei einer kleinen Quelle sind voll mit Felsgravuren, älteren und neueren Datums. Auch Graffiti-Künstler haben sich verewigt. Wir erreichen die Apollo 11 Grotte. Hier haben archäologische Grabungen die älteste Kunst in Afrika zutage gebracht. Die bemalten, auf siebenundzwanzig Tausend Jahre alt datierten, Fundstücke liegen in Windhoek im Museum. Die Kälte hält an. Tagsüber sind die Temperaturen jedoch angenehm um ausgedehnte Wanderungen zu unternehmen. Wir sehen Klippspringer, Paviane, Felsenadler und eine dunkle Schlankmanguste. Obwohl wir immer auf ausgetretenen Zebrapfaden wandern, sichten wir kein einziges Zebra. Wir finden einige alte Wohnstätten aus Klippen (Steinen) gepackt. Das abendliche Lagerfeuer genügt nicht um uns zu wärmen und wir kriechen früh in die mollig warmen Daunenschlafsäcke.


Fotos: Köcherbäume in den Hunsbergen + Schlucht bei Apollo 11 + Felsgravuren auf Dolomitfelsplatten

Beim verlassen der Farm sehen wir Rüppeltrappen und Kudus. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und immer noch weht ein kühler Wind. In Bethanien besichtigen wir das Schmelenhaus, ein uraltes von einem Missionar erbautes Häuschen. Joe und seine Kinder waren 1986 aktiv daran beteiligt, zusammen mit einigen motivierten Pfadfindern aus Windhoek, das historische Haus zu renovieren und vor dem endgültigen Verfall zu retten. Im Konkiep Camp sind wir die einzigen Gäste und wir nützen die Küche um uns eine ordentliche Portion Rösti zu braten.

Ediacara Fossilien

Dann geht’s weiter in die Tirasberge. Auf einer Gästefarm besuchen wir Felsgravuren und geniessen überwältigende Landschaft. Eine über Hundert Jahre alte Ochsenwagenspur, führt zu einer Wasserstelle und ist heute noch sichtbar. In Aus besichtigen wir die Überreste vom Internierungslager, wo die Mannschaften der Schutztruppe von 1915 bis 1918 gefangen gehalten wurden. In der einzigen Werkstatt von Aus lassen wir unsere Reifen flicken. Telefonisch bemühen wir uns darum Zutritt zu einer privaten Farm in der Nähe zu erhalten. Durch seine Kontakte zu Wissenschaftlern weiss Joe von Fossilienfunden und Felsgravuren und wünscht sich seit Jahren diese zu besichtigen. Die Farmerin, hat viel Arbeit und ist anfänglich nicht von unserem Erscheinen begeistert, erklärt sich jedoch schlussendlich mit unserem Besuch einverstanden und wir dürfen kommen. Das Farmhaus liegt hoch oben und abgelegen in den Bergen. Aus einem Tag werden schliesslich drei Tage, die wir damit verbringen hochinteressante, 850 Millionen Jahre alte Ediacara Fossilien zu besichtigen. Stundenlang wandern wir durchs Gelände um exzellent erhaltene Felsgravuren von Nashörnern, Oryx, Zebras, Raubkatzen, von tanzenden Menschen und schwer zu deutende Umrisse und Zeichen aufzuspüren. Wir sehen Felszeichnungen, Klangsteine sowie alte Ruinen der Schutztruppe und erleben echte Namibische Gastfreundschaft. Wir sind tief beeindruckt von dem was wir sehen durften.


Fotos: Ediacara Fossilien + Felsgravuren auf Dolomit auf privatem Farmgelände

Rote Sanddünen und Granitkolosse

Noch einmal fahren wir durch die Tirasberge, die uns mit roten Sanddünen und Granitkolossen empfangen. Die Weite und Schönheit der Landschaft sind beeindruckend. Strausse und Oryxantilopen leben auf den Flächen am Fusse der Dünenberge. Wir sehen uns einige Touristen- und Gästefarmen an. Die Unterschiede sind enorm. Da gibt es die typische alt-namibische Gästefarm, wo warmherzige Gastlichkeit Trumpf ist. Es wird keine Mühe gescheut damit der Gast sich wohl fühlt. Mit Stolz teilen informierte Farmer/innen ihr Wissen über ihr Land mit ihren Besuchern und lassen sie die Naturwunder der Namib verstehen und daran teilhaben. Man kommt als Fremder und geht als Freund. Bei anderen Gästefarmen schleicht sich das Gefühl ein, dass mit unsinnigem Luxus überhöhte Preise gerechtfertigt werden wobei die behagliche Atmosphäre trotz gigantischer Landschaft auf der Strecke bleibt. Es werden in chic rustikalen Chalets die tollsten Badezimmerlandschaften eingebaut obwohl das Wasser rar ist und aus über Hundert Metern Tiefe heraufbefördert werden muss. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass uralte prächtige Kameldornbäume aufgrund des sinkenden Wasserspiegels verdorren. Diese Bäume haben es über Jahrtausende geschafft mit dem wenigen was die Wüste freigibt zu überleben. Jetzt müssen sie sterben und dies ist nur ein einziges Beispiel.
Auf der Farm eines alten Freundes müssen wir noch mal zwei Reifen flicken lassen. Immer wieder gibt es Pannen, denn in Namibia hat fast jedes Gewächs Dornen. Obwohl alle Gästezimmer belegt sind, werden wir sogleich eingeladen doch ein paar Tage zu bleiben. Die ganze Farm stünde uns zur Verfügung, wir können campieren wo es uns gefällt und wenn wir etwas brauchen, sollen wir zum Farmhaus kommen. Die Landschaft ist überwältigend schön, das Angebot verlockend und so bleiben wir zwei Tage lang. Wir durchqueren einsame Winkel, erklimmen Berge, sitzen stundenlang auf Gipfeln, schlafen unter den Sternen und könnten dabei die Welt vergessen.
Für uns geht das sorglose herumreisen zu Ende. Ich bin Joe unendlich dankbar dafür, dass er mir so viele einsame meist unbekannte Schätze seines Geburtslandes gezeigt und nahe gebracht hat. Wir hatten fantastische Erlebnisse und haben viel Zeit ganz für uns alleine geniessen können - eine ungewöhnliche und unvergessliche Hochzeitsreise.


Fotos: Oryxantilopen in den roten Dünen der Tirasberge + Ausblick auf der Farm Sinclair

Altschülertreffen

Abschluss unserer Reise war die Teilnahme am Altschülertreffen der Deutschen Schule Lüderitzbucht. Joe wurde in Lüderitz geboren und ging dort von 1947 bis 1956 zur Schule. Die Organisatoren hatten die gesamte Ferienanlage am Hardap Dam für die dreitägige Zusammenkunft gemietet. Über zweihundert Teilnehmer sind aus ganz Namibia, Südafrika, ja sogar aus verschiedenen Ländern in Europa angereist um ihre alten Schulkameraden und Lehrer zu treffen. Bei Grillfleisch und Bier wurden Anekdoten aus der guten alten Schulzeit erzählt. Alte Fotos und Filme sorgten für Gelächter und fröhliche Unterhaltung. Ein Schwimmwettkampf im alten Schulstil stachelte den Ergeiz der Mannschaften an und war für alle eine morts Gaudi mit anschliessender Siegerehrung. Zwischendurch liessen wir Joes Gummiboot zu Wasser. Eine Schulklasse mit schwarzen Kindern interessierte sich begeistert dafür wie das Boot aufgepumpt wurde. Alle wollten mithelfen. Als Belohnung dafür, durften die 32 Schüler und ihre Lehrer in kleine Gruppen eingeteilt mit Joe eine Runde mit dem Boot auf dem Dam drehen. Das war ein riesen Spektakel und ein tolles Erlebnis für die Kinder. Wie ich vom Lehrer erfuhr, haben einige der Schüler zum ersten mal im Leben einen See mit so viel Wasser gesehen. Anschliessend fuhren wir selber mit dem Gummiboot auf dem Hardapdam und beobachteten Wasservögel und genossen den herrlich sonnigen Tag.


Fotos: Joe am Hardapdam mit einer Schülerklasse aus Mariental

Joe und ich werden die Feiertage in Johannesburg verbringen und im Neuen Jahr nach Windhoek zurückkehren. Ausserdem ist bei mir für Januar oder Februar 2006 eine Reise nach Deutschland und in die Schweiz geplant. Ich hoffe das klappt und ich kann einige von Ihnen/Euch treffen.

Wir freuen uns immer sehr darüber von Ihnen/Euch zu hören und ganz besonders, dass unsere Reiseberichte in vielen von Euch wertvolle Ferienerinnerungen wachrufen. Hoffentlich können wir möglichst viele von Ihnen/Euch bald auf Safari, hier bei uns im südlichen Afrika, begrüssen und betreuen.

Uschi Kirchner & Joe Walter

Richten Sie E-Mail Anfragen bitte an: info@safarisuk.ch