360 Kilometer
Wüstenwanderung im Damaraland
360 Kilometer
Wüstenwanderung im Damaraland
In Windhoek
verladen wir einige Kartons mit Lebensmitteln, wie Früchte- und Müsliriegel
sowie weitere für Wanderer geeignete Verpflegung, die von namibischen Firmen
gestiftet wurden. Da sind Jill
und Bruce aus England, beide über 60 Jahre alt und enthusiastische Wanderer.
Bruce als Vorsitzender der "David Shepherd Foundation“ unterstützt den Save the
Rhino Trust seit Jahren. Dann Gary, er lebt seit 16 Jahren in Namibia und leitet
Die Wandergruppe
ist bestrebt in den kühleren Morgen- und Vormittagsstunden so viele wie mögliche
Kilometer zurückzulegen. Mittags wird im spärlichen Schatten eines Busches oder
Strauches gerastet und am Nachmittag muss der Rest der Strecke marschiert werden
bis das Feldcamp erreicht ist.
Um 06.10 Uhr laufen
die Wanderer in nordwestlicher Richtung davon. Durch die Mikberge soll der Huab
erreicht werden. Ein kühler Westwind macht die Temperatur erträglich. Unterwegs
werden Bergzebras, Oryx und Springböcke gesichtet sowie Bergschmätzer,
Namaflughuhn, Ludwigs- und Rüppelstrappe. Spuren von Stachelschweinen und
Suricaten werden entdeckt. Als wir von einer Anhöhe aus mit dem Fernglas das
Gelände nach den Wanderern absuchen, entdecken wir auf einem Stein eine hübsche
dünne Schlange (Dwarf Beaked Snake). Später, oben auf der Wasserscheide warten
wir auf die Wanderer. Im baum- und strauchlosen Gelände ist das Schattendach der
Land Rover ein willkommener Rastplatz für die Mittagspause. Die Hunde suchen
sich die kühlsten Plätze unter den Fahrzeugen aus.
31.08.2007: Wecken
ist wie jeden Tag um 04.30 Uhr. Ein Kapfuchs hält sich in Campnähe auf.
Feuchtigkeit, eisige Kälte, dichter Nebel und reglose Stille liegen über dem
Gebiet. Zum Frühstück wird noch mehr heisser Tee als sonst getrunken. Um 06.40
Uhr entschwinden die Wanderer im Nebel. Nur die dünne Fahrspur dient ihnen als
Orientierungshilfe. Schemenhaft werden einige Oryxantilopen mit ihren kaum drei
Monate alten Jungen wahrgenommen. Drei Löffelhunde werden entdeckt. Die Sicht
beträgt kaum 100 Meter. Die Wandergruppe erreicht den Huab, da lichtet sich der
Nebel und grandiose Bergkämme werden frei. Frische Elefantenspuren führen in
östliche Richtung. Vorsichtig bewegen die Wanderer sich zwischen den kleinen,
mit Salzbüschen bewachsenen Sanddünen hindurch, können die Elefanten jedoch
nicht sichten.
Fotos der
Wanderer:
01.09.2007: Einer der
anstrengendsten Wandertage bisher. Nach einem dreistündigen straffen Aufstieg
erreichen wir die Wasserscheide Huab/Springbok Revier. Vorher bei der Uwibib
Quelle stoßen wir auf frische Nashornspuren, die jedoch wiederum in die falsche
Richtung führen. Einen sandigen Revierlauf folgend, sichten wir Oryx und Kudu.
In der Ferne sehen wir das Springbok Revier und ein langer steiniger Abstieg
über typisch für diese Gegend gerundetes Basaltgestein beginnt.
Über zwei Stunden später, als
Joe und ich mit den Fahrzeugen kommen, erblicken wir die ca. 7-8 Jahre alte
Nashornkuh auf einem mit Beseneuphorbien, Euphorbia damarana, bewachsenen
Grashang. Auch wir haben Glück mit der Windrichtung und können das Tier
ausgiebig beobachten. Die Wandergruppe stößt auf frische Löwen- und
Hyänenspuren. Mittags gibt es Gelegenheit im „Round River Conservation study
camp“ (Wereldsend) zu duschen, was bei hohen Hitzegraden höchst willkommen ist.
Wunde Füße werden gepflegt und Blasen behandelt und verpflastert. Wir nehmen
weitere 15 Kartons gespendetes Mineralwasser auf, dann geht es weiter.
03.09.2007: Ein aufregender Tag!
Die Wandergruppe sichtet und beobachtet frühmorgens ein Nashorn mit Kalb und
folgt den frischen Spuren von zwei ausgewachsenen Löwen bis zu einer
Wasserstelle. Der Geruch der Löwen hängt stark in der Luft. Manch einem ist
nicht wohl in seiner Haut und die Wanderer laufen misstrauisch in weiten Bögen
um die dichten Salvadora persica Büsche herum.
04.09.2007 Frühmorgens zieht
dichter Nebel über uns hin. Eine frische Spur verrät nächtlichen Nashornbesuch
in Campnähe. Die Wandergruppe bricht trotz nasskaltem Wetter zeitig auf - ihre
Route führt durch die Berge. Joe und ich fahren im weiten Bogen durch das Unjab
Revier und später im Urunendis Revier bergan. Die Fahrt ist nicht weiter
schwierig, wenn man sich gut auskennt. Wir verfolgen über viele Kilometer im
groben Sand die Spur eines großen Wüstenelefanten, holen ihn aber nicht ein.
Sein Fußabdruck misst 58-60 cm. Weit vor uns ragen markante Gipfel am Horizont
empor. Dazwischen breiten sich ausdrucksvoll geschwungene Hügel und Täler aus,
die von jahrhunderte alten Wildpfaden durchkreuzt und von Spülrinnen seltener
Regenfälle durchzogen sind. Die Umrisse dieser Landschaft hat Blythe Loutit
gerne in zarten Farbtönen in ihren Gemälden festgehalten und eines ihrer
wunderbaren Kunstwerke hängt bei uns zu Hause an der Wand.
Unermüdlich werden jeden morgen
die Wanderschuhe über die schmerzenden Füße gestülpt um mit viel Enthusiasmus
dem Ziel entgegen zu streben. Am 09.09.2007 erreichen alle den Hoarusib Fluss
bei Puros. Es ist vollbracht, genau 344 Kilometer wurden vom Ugab Rhino Camp bis
hier zurückgelegt. Im Gomatum Revier, unter gigantischen Anabäumen,
Faidherbia albida, schlagen wir noch einmal unser Camp in der Wildnis auf
und verbringen eine letzte Nacht unterm Sternenhimmel. Dann kehren wir nach
Palmwag zurück, wo sich das Basiscamp des Save the Rhino Trust befindet. Am
Abend, in der Palmwag Lodge, bei einem spektakulären Sonnenuntergang und einem
köstlichen Dinner feiern wir den Erfolg und Abschied.
Mit besten Wünschen grüssen
Joe und Uschi, das Back-up-Team |